Paracelsus – Ein heilender Weiser oder ein verrückter Scharlatan?
Die Texte des Paracelsus sind oft assoziativ, manchmal unverständlich und bisweilen auch widersprüchlich geschrieben. Dies lässt dem Leser weiten Raum für widerum eigene Assoziationen und Interpretationen. So ist es zu erklären, dass je nach Intention der Leser extrem unterschiedliche Bewertungen vorgenommen werden. Sucht man nach heutigen Maßstäben in Paracelsus` Werk korrekte und nachvollziehbare wissenschaftliche Erkenntnisse, so wird man sich verzweifelt die Haare raufen und ihn als Wirrkopf abtun. Oder es wurden ihm aus Respekt heraus „vernünftige“ Erkenntnisse untergeschoben, die so in seinen Texten nicht nachweisbar sind. Zielt das Interesse des Lesers mehr auf das Verständnis der Welt durch eine ganzheitliche, esoterische Anschauung, so bietet Paracelsus eine inspirierende Sicht auf den Kosmos. Auch in diesem Bereich muss(te) sein Name für so manche Theorie und Praxis herhalten, die er konkret so nicht vertreten hat.
Ich versuche mich den Texten des Paracelsus wohlwollend unvoreingenommen zu nähern. Weder erwarte ich einen erleuchteten Heiligen, noch möchte ich ihn als größenwahnsinnigen Spinner abtun. Ich nehme ihn als Mensch seiner Zeit und bin beeindruckt von dem schieren Umfang seines Werkes, von der Bildhaftigkeit seines Ausdrucks und der Bandbreite seines Interesses: Medizin, Naturphilosophie, Theologie. Allein seine medizinisch-naturphilosophischen Schriften, die in den zwanziger Jahren erneut verlegt wurden, füllen dreizehn dicke Bände. Er muss einen großen Teil seiner Lebenszeit schreibend verbracht haben. Leider wurden seine Theorien zu Lebzeiten in Gelehrtenkreisen nicht anerkannt und – endlich darf man es sagen, ohne zu verunglimpfen- er war intersexuell, was gesellschaftliches Außenseitertum mit sich bringt oder zumindest fördert – und Raum für andere Dinge geben kann.